Marillen aus der Wachau bei uns in der Bergheimat

Kategorie: Kulinarik,

 

Endlich sind sie bei uns in der Bergheimat eingetroffen die langersehnten Wachauer Marillen!

Einmal im Jahr bekommen wir diese besonderen Früchte und in der Küche wird nun fleissig Marmelade gekocht, Knödel gedreht, Kuchen gebacken und Chutney gekocht. Die schönsten Früchte suche ich mir selber heraus und mache daraus Marmelade für die eigene Familie. Ein paar Marillen werden eingefroren (ich nehme den Kern heraus und stecke dafür ein Stück Rohrzucker hinein) und dann im Herbst bei einem besonderen Anlaß als frische Marillenknödel meiner Familie präsentiert. Hier nun ein paar Informationen rund um die süßen Früchte mit den roten Wangen:

Der Reblaus sei Dank! Wenn man es ganz genau nimmt, hat die Wachauer Marille ihre Prominenz einer kleinen Laus zu verdanken, die Ende des 19. Jh.  aus Nordamerika eingeschleppt wurde. Doch ihre Geschichte beginnt schon viel früher. Die wildwachsenden Vorfahren der Marille sollen aus China abstammen. Bisher wurde vermutet, dass die Römer diese herrliche Frucht in unsere Breiten brachten. Neueren Forschungen nach ist aber ziemlich sicher: Die Marille fand ihren Weg über die Donau in die Wachau. Denn in der  Gedenkschrift an den heiligen Severin schreibt Eugippius, dass zur Römerzeit, wenn nicht sogar schon früher, in der Wachau bereits Obstbau betrieben wurde. Der älteste schriftliche Nachweis der Maryln findet sich aber erst in einer aus dem Jahr 1509 stammenden Briefsammlung, die im starhembergischen Archiv in Eferding aufliegt. Dass unsere Marille in manchen Ländern Aprikose heißt, liegt übrigens daran, dass sich der französische Name abricot nach West- und Norddeutschland verbreitete. In Österreich sowie in Süddeutschland und der Schweiz wurde hingegen der vom italienischen armellino über das Wort Amarellen gebildete Begriff Marille heimisch. Im 19. Jhdt. machte sich dann die freche Reblaus auf den heimischen Weinstöcken breit und verwüstete beinahe alle Weingärten. Die Wachauer Weinbauern suchten nach einigem Hin und Her nach gewinnbringendem Ersatz und fanden die Marille. Gemeinsam mit Obstbau-Fachleuten und örtlichen Baumschulen entwickelten sie aus einem vielfältigen Sortenangebot die bis heute übliche heimische Sorte Klosterneuburger Marille. Ihr oranges bis leicht rötliches festes Fruchtfleisch ist saftig und niemals mehlig. Ihr unvergleichlicher Geschmack ist durch das optimale Zusammenspiel von Zucker und Säure geprägt. Und dass Marillenmarmelade mit Wachauer Marillen bis heute einfach am besten gelingt, liegt an ihrem bemerkenswert hohen Pektingehalt.

Wachauer Marillenmarmelade

Unterstützt wurde der Erfolg durch die ideale Lage an der Donau. Die Donaustraße galt lange, bis etwa zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, als wichtiger Handelsweg für obstbeladene Zillen. Von der Wachau aus erreichten die Obstplätten die Bundeshauptstadt innerhalb eines Tages, ein guter Schnitt zur damaligen Zeit. Eine wahre Hochblüte erlebte die Wachauer Marille aber in den 1950er Jahren, als sich durch die Verbreitung von Bahn und Auto die Transportmöglichkeiten erweiterten. Damals entstanden regelrechte Marillenwälder, denn für viele Landwirte war die kostbare Frucht eine wichtige Einnahmequelle. Wachauer Marille g. U. In den 1990er Jahren organisierten sich die örtlichen Marillenbauern und setzten sich gemeinsam für den Schutz und die Erhaltung der Wachauer Marille g. U. ein. 2003 gründeten sie den Verein zum Schutz der Wachauer Marille, dem heute etwa 200 Mitglieder angehören. Sie garantieren mit ihrer Original Wachauer Marille sowohl die Herkunft als auch eine einzigartige Geschmacksqualität.

Der Wachauer Aromagürtel Viele Faktoren spielen für die unvergleichliche Qualität der Wachauer Marille optimal zusammen. Der Boden besteht zum Teil aus verwittertem Urgestein, in tieferen Lagen mischt sich Löß dazu und im Tal neben der Donau zum Teil auch Sand. Und ebenso vielfältig wie die Bodenbeschaffenheit ist auch das Wachauer Kima. Denn gleich zwei Klimaeinflüsse sorgen für eine ständige Luftzirkulation: Vom Osten her reicht trockenes und gemäßigtes pannonisches Klima in das Donautal, und das Waldviertel schickt aus dem Norden kühlere, oft feuchte Luft durch die Wachauer Gräben. Schließlich sorgt die große Wasseroberfläche der Donau dafür, dass viel Sonnenlicht reflektiert wird. Das alles ist für den gehaltvollen Geschmack der Wachauer Marille besonders wichtig. Aber nur mit Hilfe der Wachauer Marillenbauern. Denn durch das geschickte Weitergeben von Erfahrungswissen haben sie es geschafft, die Marille in den Kreis der geschützten Lebensmittel zu bringen.

Ein Rundgang durch den Marillengarten Botanisch gesehen zählt der Wachauer Marillenbaum (lat. Prunus armeniaca) zu den Rosengewächsen. Sein Stamm wird etwa 1 Meter  hoch und er bildet meist eine runde Baumkrone aus. Seine Steinfrüchte sind rund, leicht kegelförmig zugespitzt und haben eine samtig-weiche Haut. Während der Blüte- und Reifezeit mag es die Marille gerne warm. Daher werden die Bäume mit ausreichendem Abstand gepflanzt, denn nur so kann das für die Geschmacksausbildung so wichtige Sonnenlicht zu den vielen Früchten durchkommen. Wenn sich die Marillen schließlich honiggelb färben und an einer der Backen bräunliche bis rötliche Punkte bilden, dann ist es Zeit für die Ernte. Und die ist knapp: Drei bis maximal vier Wochen im Hochsommer ernten die Obstbauern die begehrte Frucht. Weil sie immer nur ganz reife Marillen pflücken, wird ein Baum pro Saison bis zu fünfmal durch geerntet. Die sehr arbeitsaufwändige Ernte erfolgt nach wie vor per Hand, wozu die Marillenbauern einen traditionellen Pflückkorb verwenden: die typische Marillenzistel. Ihre nach unten spitz zusammenlaufende Form macht auch Sinn: Sie erleichtert die Ernte im Astgewirr und nimmt den Druck auf die im Pflückkorb weiter unten liegenden Marillen.

Wachauer Marillenknödel

Wachauer Marillen finden heute umfassend Verwendung: ob frisch vom Baum, in Knödeln, Kuchen und Strudeln, als Marmelade, Kompott, Nektar oder gar als fruchtiger Edelbrand. Aber eines ist klar: Nur Original Wachauer Marillen werden für die nach alten, überlieferten Rezepten hergestellten Produkte verwendet. Und weil sie so besonders ist, verdient die Wachauer Marille natürlich eine Ehrung: Alljährlich wird in Krems/Donau das Marillenfest gefeiert. Umgeben von Musik und Tanz können hier verschiedenste, oft hausgemachte Spezialitäten der Wachauer Marille gekostet werden. Und wem das nicht genug ist, der kann beim traditionellen Marillenkirtag in Spitz/Donau gleich weiterschlemmen.

Die Wachau ist ein Platz voller Sinnesfreuden. Das von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannte Juwel überrascht mit einer außergewöhnlichen Mischung aus kultivierter Landschaft und üppig sprießender Natur. Ein ganz besonderes Erlebnis sind die fruchtbaren Obstgärten entlang des Donauufers, wenn sie sich im Frühling in ein duftendes Blütenmeer verwandeln. Hier wachsen Mandeln, Pfirsiche, Äpfeln und Birnen. Die bekannteste Obstsorte ist aber die Wachauer Marille. Sie ist so fein und besonders, dass ihr guter Ruf mittlerweile bis weit über die Grenzen reicht. Und das hat auch die EU erkannt. Weil sie ihre unverwechselbare Qualität auf die typischen naturgegebenen Faktoren wie Wachauer Klima und Boden sowie auf die Erfahrungen einer langen Anbautradition zurückführt, hat die EU die Wachauer Marille 1996 europaweit mit dem besonderen Ursprungssiegel ausgezeichnet.

Das Weltkulturerbe an der Donau Dort, wo das südliche Waldviertel mit dem Dunkelsteinerwald zusammentrifft, erstreckt sich zwischen Melk und Krems eine wahre Zauberlandschaft: die Wachau. Vor langer Zeit grub sich hier die Donau durch ein Plateau aus Granit und Gneis. So entstand das enge, etwa 30 km lange Donautal, das mit seinen steil abfallenden Hängen, bunten Mischwäldern, schroffen Felsen und den sonnenverwöhnten Weinbergterrassen eine unverwechselbare Romantik ausstrahlt. Die Wachau ist aber nicht nur schön anzusehen, sondern sie gilt auch als ein wahres Biotop. Der magere, aber ökologisch wichtige Trockenrasen und das Flussbett der Donau mit seinem schmalen angrenzenden Auwald schaffen wichtige Rückzugsgebiete für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Und gleich direkt neben der Donau liegen auch die flachen, fruchtbaren Obstgärten, in denen die Wachauer Marille wächst. Kein Wunder also, dass sich bereits im 19. Jh. verschiedenste Künstler von dem zauberhaften Flusstal inspirieren ließen und die Wachau zu einem beliebten Ausflugsziel der Wiener avancierte.

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